Das Engadin hat gerufen – und ich bin gegangen. Genauer gesagt, gewandert – auf der Via Engiadina und auf den Piz Languard, zwischen wilden Blumenwiesen, schroffen Berggipfeln und durch duftende Lärchenwälder. Folge mir auf eine kleine Reise durch eine wunderschöne Landschaft, tief versteckt im Kanton Graubünden…
Eine Zeitreise in ein kleines Paradis
Die Rhätische Bahn bringt uns an unseren Startort – Bever, ein kleiner Ort im Oberengadin. Wir, das sind Larisa, Michaela und ich – denn wir sind die nächsten Tage für Engadin Tourismus unterwegs. Bereits die Anfahrt ist pure Freude – mit offenen Fenstern flattern meine Haare im Wind, während wilde Flüsse und malerische Dörfer an mir vorbeirauschen. Und genauso geht es weiter nach dem Check-in im Hotel Chesa Salis – ein 430 Jahre altes Juwel, liebevoll restauriert, ist unser Zuhause für die nächste Nacht. Kann ich hier einziehen, bitte? Der Boden der Holzloggia, die zu meinem Zimmer gehört, knarzt einladend unter meinen Füssen, die warme Nachmittagssonne flutet durch die grossen Fenster, durch die ich in den weitläufigen Garten sehen kann. Am liebsten würde ich mich jetzt auf den Diwan legen und einfach Sein…
Einmal Sommerduft zum Mitnehmen, bitte!
Doch die erste Wanderung ruft, die Etappe 4 der Via Engiadina von Bever nach Zuoz. 11 Kilometer liegen vor uns und auf kleinen Pfaden werden wir in seichtem Auf und Ab an unseren Zielort gelangen. Einmal mehr wünschte ich, ich könnte Gerüche einfangen und mit nach Hause nehmen – den Duft der harzigen Nadelbäume zum Beispiel oder der frisch-feuchte Geruch beim nächsten Fluss, eine willkommene Abkühlung von der Sommersonne. Nach vielen Kühen und noch mehr Blumen laufen wir schliesslich in Zuoz ein, wo ein kurzer durch die kleinen, historischen Gassen uns schliesslich zum Bahnhof führt – und zurück nach Bever.
Die Via Engiadina, der Engadiner Höhenweg, zieht sich in 12 Etappen von Maloja im Oberengadin bis nach Vinadi im Unterengadin. Blumige Wiesen, wunderschöne Panoramasichten, alte Dörfer und beeindruckende Berggipfel säumen den Weg und sind die Tour in ganzer Länge oder auch nur auf Teilstrecken mehr als wert. Und nebenbei läuft man auch noch an der ehemaligen Heidi-Kulisse vorbei. Mehr zur Via Engiadina und weiterern Wandermöglichkeiten auf der Seite von Engadin Tourismus, alle Etappen im Detail inklusive Höhenprofil sind auf dieser Seite von Schweiz Tourismus zu finden.
Unsere Wanderung war etwa 11km lang, dabei sind wir ca. 530 Höhenmeter auf- und etwa 490 Meter abgestiegen. Mit viiielen Fotostopps brauchten wir 3h 45min bis zu unserem Endziel Zuoz.
Ein Abendessen im Gefängnis
Für unser Znacht steht etwas ganz besonderes an – wir sind zu Besuch im Restaurant Dorta, welches sich in den Grundmauern zurück datieren lässt auf das 11. Jahrhundert.
Mit viel Liebe zum Detail wurden hier unzählige kleine Räume als Restaurant umgebaut, die ehemals Stall, Scheune oder Wohnhaus zugehörig waren. Eine Lederrutsche führt sogar in ein altes Verlies – heute kann man sich hier bei Kerzenschein die lokalen Spezialitäten wie Capuns oder Pizokels schmecken lassen. Wer einen besonderen Ort für ein Znacht sucht ist hier definitiv an der richtigen Adresse!
Ein luftiger Aufstieg und ein schwieriger Abend
Der nächste Tag begrüsst uns mit strahlendem Sonnenschein. Nach einem feinen Frühstück machen wir uns auf den Weg Richtung Alp Languard auf 2600 Metern – während wir die ersten Meter noch mit der Gondel bezwingen, steht bald schon der richtige Aufstieg bevor – zu Fuss natürlich. Langsam schlängelt sich der Weg den Berg hoch, erst noch seicht, dann steiler und steiler. Die Luft ist hier schon merklich dünner, doch die Pausen kommen ohnehin gelegen – das Panorama ist weit und spektakulär. Unten im Tal der Morteratsch Gletscher, oben gekrönt von weiss glänzenden Piz Palü, Piz Bernina und Piz Morteratsch (im Bild) an der Landesgrenze.

Angekommen auf der Chamanna Georgy auf 3175 Metern verdunkeln sich dann bald Himmel und Stimmung. Ein kleiner Hagelschauer lässt uns ins Innere flüchten – und mich ins Bett. Denn trotz aller Vorbereitungen hat mich die dünne Höhenluft eingeholt und flach gelegt. Drei Stunden vergehen mit Übelkeit, Kopfweh und Fröstelanfällen – bis plötzlich, von jetzt auf gleich, sich alles so schnell verzieht wie die Wolken über unseren Köpfen. Erleichtert sinke ich ins Bett, denn morgen steht der Sonnenaufgang auf dem Gipfel hinter dem Haus an – und den möchte ich keinesfalls verpassen.
Die Höhenkrankheit entsteht durch einen verminderten Sauerstoffgehalt in der Luft und dem parallel sinkenden Luftdruck und kann individuell bereits ab 2000m einsetzen. Ab 3000m sind bereits 30% der Bergänger betroffen. Der Körper benötigt Zeit um sich diesen geänderten Umständen anzupassen, daher sollten bei Aufstiegen in höhere Lagen Zwischenstopps mit Übernachtung eingeplant und viel getrunken werden. Sollten sich die Probleme intensivieren (z.B. sehr starker Kopfschmerz, Erbrechen oder Husten) muss unverzüglich abgestiegen werden – der Zustand kann lebensbedrohlich sein. Erste Anzeichen müssen daher unbedingt ernst genommen werden. Mehr Infos dazu hier.
Ein Vollbad in Pastelltönen
Um 4.30 klingelt am nächsten Morgen der Wecker. Schlaftrunken reibe ich meine Augen, die nicht so recht offen bleiben wollen. So richtig erholsam war die Nacht nicht in der Höhe, aber ich weiss genau, was mich jetzt schlagartig wach machen wird. Ich schlüpfe in meine Schuhe und spinxe um die Ecke der Hütte – und richtig, die erste Morgenröte streichelt bereits den Horizont. Das wirkt besser als jeder Kaffee!
In wenigen Minuten habe ich meinen Rucksack mit Kameras gegriffen, alle warmen Sachen und meine Wanderschuhe angezogen und bin auf dem Weg auf den Gipfel. Keuchend, denn die Höhe merke ich noch immer und auch die 13kg auf dem Rücken. Aber die Aufregung ist mächtiger… Als ich schliesslich oben ankomme weiss ich gar nicht wohin ich zuerst blicken soll. Den Vollmond, der gerade in Pastelltönen badet über einem mächtigen Gletscher? Oder auf die endlosen Gipfel, die sich vor mir in den ersten Goldtönen ausbreiten wie eine überdimensionierte 3D Landkarte? Stunden vergehen und auch als das Gold gegangen ist, kann ich mich kaum losreissen.
Ein Thronbesuch der besonderen Art
Nach dem Frühstück steht noch ein letzter Besuch an – auf Helmuts Thron aka dem lokalen Plumsklo. Denn auf dieser Höhe gibt es kein fliessendes Wasser. Nahrungsmittel und Trinkwasser werden per Heli eingeflogen und sind daher besonders wertvoll. Bereits jetzt freue ich mich auf die Dusche, die mich am Nachmittag erwarten wird.. Doch zuerst führt uns ein steiniger Weg wieder den Berg hinunter und dann in einer ca. 9 km langen Traverse nach Muottas Muragl, der Standseilbahn, die uns ins Tal bringen wird. In der Tiefe sehe ich bereits die blauen Seen um St. Moritz glitzern, in die ich am liebsten direkt rein springen würde…
Ein wahrhaft krönender Abschluss
Als wir schliesslich am letzten Ort unserer Reise einchecken, dem Grand Hotel Kronenhof, könnte der Kontrast kaum grösser sein. Ein gigantisches Bett lädt zum Ausruhen ein, frische Früchte kitzeln meinen Gaumen und im hoteleigenen Spa entspannen meine Füsse wunderbar. In der neu designten Hotellobby werden wir mit frischen Fruchtsäften (Goji Mule!) verwöhnt und auch das Znacht lässt keine Wünsche offen. Gekonnt werden im Gebäude historische Wandgemälde mit moderner, gemütlicher Einrichtung verheiratet. Kurz schliesse ich meine Augen und sehe junge Damen in üppigen Gewändern durch die herrschaftlichen Räume gleiten, begleitet von zarter Harfenmusik… So gerne würde ich einmal für einen Tag in der Zeit zurückreisen. Doch nach einer (endlich!) erholsamen Nacht steht nun leider schon eine andere Reise an – die nach Hause. Engadin, du bist wunderschön! Ich komme wieder, ganz bestimmt.
Disclaimer: Dieser Beitrag ist Teil einer bezahlten Kollaboration mit Engadin Tourismus. Er schildert jedoch vollumfänglich meine eigenen Eindrücke und Empfindungen.
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